Ein Besuch in Tschernobyl ist eine zwiespältige Angelegenheit, vor allem im Lichte des jüngsten Atomunfalls in Fukushima. Manche bezeichnen es als Katastrophentourismus und nehmen lieber Abstand von einem solchen Besuch. Alle, die schon einmal dort waren, sprechen von einem ganz besonderen Erkenntnisgewinn. Die schlimmen Folgen für die Umwelt beleuchten das Risiko, das mit der Nutzung der Kernkraft einhergeht, von einer sehr bildgewaltigen Seite. Wer Tschernobyl besucht, der sieht danach viele Dinge ein wenig differenzierter. Bei begrenzter Aufenthaltszeit in der Sperrzone ist die radioaktive Strahlung für die Besucher scheinbar nicht gefährlich. Der Rundgang findet nur auf abgesteckten Pfaden statt und es ist streng verboten, Gegenstände aufzuheben oder Pflanzen zu berühren. Wenn man sich an die Vorgaben der Veranstalter hält, dann ist die Strahlenbelastung für einen 4-stündigen Aufenthalt vergleichbar mit der Belastung bei einem Transatlantikflug. Dennoch geschieht der Besuch von Tschernobyl vollkommen auf das eigene Risiko der Teilnehmer. Verschiedene Studien warnen vor bisher nicht erforschten langfristigen Folgen. In jedem Falle ist der ökologische Rundgang in Tschernobyl eine Erfahrung, die euch nachdenklich stimmen wird. Die aktuell in Deutschland geführte Diskussion um den Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der Atomkraft bekommt durch einen Besuch in der Region Tschernobyl eine neue Dimension.